Die Catlins - der raue Süden Neuseelands

Von Queenstown aus fahren wir zur Südspitze Neuseelands und haben somit das Land nun wirklich einmal von ganz oben bis ganz unten bereist. 

 

Die Catlins ist ein Gebiet im Südosten der Südspitze Neuseelands - und ja, irgendwie fühlt man sich hier wirklich wie am A**** der Welt...

 

Auf den rund 1900 km2 leben circa 1200 Menschen - und ausser unberührter Natur, vielen, vielen Schafen und noch mehr Regen gibt es hier nicht viel. Wir übernachten in einer Cabin auf einem Campingplatz direkt am Meer. In zehn Minuten Entfernung befindet sich der grösste Ort der Catlins: Owaka, mit ganzen 400 Einwohnern...

 

Eigentlich wollten wir etwas länger in dieser Abgeschiedenheit bleiben, doch durch die vielen Strassensperrungen in den letzten Wochen sind wir zeitlich etwas im Verzug, weshalb wir nur zwei Nächte bleiben können. Während es am Tag unserer Ankunft wie aus Kübeln regnet (so à la: Ihr wolltet ja hier her, das habt ihr jetzt davon...), erwarten uns am zweiten Tag Sonnenschein und Wärme.

Wir fahren zum Nugget Point, einem Kap mit einem schönen Leuchtturm, von wo aus wir Neuseeländische Seebären, Shags und Zwergpinguine beobachten können, während uns der Wind nur so um die Ohren bläst. Der Leuchtturm wurde im 19. Jahrhundert gebaut um zukünftig zu verhindern, dass es zu weiteren Schiffbrüchen kommt. Durch die rauen Winde und plötzlich auftauchenden Felsen vor der eigentlichen Küstenlinie kam es hier in der Vergangenheit schon zu mehreren Unglücken, von denen noch heute bei Ebbe gespenstische Schiffswracks zeugen.

Ausserdem besuchen wir von hier aus noch die Moeraki Boulders: kugelförmige Steine, die wie von Geisterhand geschaffen an der Küste von Otago liegen. Laut Wikipedia sind diese bis zu zwei Meter grossen Kugeln aus Schlamm, feinem Lehm, Ton und Calcit "durch Zementation durch Calcit aus Porenwasser aus paläozänen Sedimenten, aus denen sie später durch Erosion freigelegt wurden" entstanden,  Für mich sind es jedoch entweder riesengrosse Dracheneier oder Kanonenkugeln aus dem Kampf zwischen Land-, Himmels- und Meertrollen, bei dem sie vor Tausenden von Jahren um die Weltvorherrschaft gekämpft haben...

Als wir am späten Nachmittag wieder zum Campingplatz zurückkehren, wandere ich den kurzen Weg zum Strand, während die Kinder das Trampolin unsicher machen und Claudia das Abendessen vorbereitet. Der Strand ist menschenleer und ausser einem grossen Stein am Ufer ist nicht viel zu sehen. Ich wandere am Wasser entlang und komme dem grossen Stein immer näher - bis der sich plötzlich bewegt. Vor mir liegt ein über zwei Meter grosses Seelöwenmännchen und ich erschrecke so, dass ich zügig wieder nach Hause sprinte. 

 

Daheim angekommen sind Maël und Claudia so neugierig, dass sie sich sofort auf den Weg machen, während ich ihnen hinterherschreie, dass sie dem Tier ja nicht zu nahe kommen sollen, da ich auf dem Rückweg Warnschilder entdeckt habe, die raten von Seelöwen mindestens zehn Meter Abstand zu halten (und ja, bei meinem Sprinttempo kann ich locker noch Warnschilder lesen). Das Resultat sind zwei aufgekratzte Abenteurer, die mit einem Video zurückkehren, auf dem dieses Riesenvieh auf sie zuggaloppiert - ja, Claudia, genau so hab ich das mit dem Sicherheitsabstand gemeint... ;-)

 

Nachdem mir Claudia aber versichern konnte, dass sie mindestens 15 Meter entfernt waren und sie das Galoppieren auch eher als "neugieriges Spazieren" empfunden hat (...), wagen wir es nach dem Essen als komplette Familie (wenn wir schon sterben sollten, dann wohl alle, oder?!) noch ein letztes Mal. Dieses Mal liegt der Riese aus dem Meer wieder schlafend am Strand und hebt nur kurz müde den Kopf als andere Campingplatzbesucher aus einem Abstand von zwei Metern fleissig Fotos knipsen... 

 

Und so fährt mein Puls wieder so weit runter, dass wir noch ausgiebig am Strand entlang laufen und anschliessend müde ins Bett fallen können. Und schlafen tun wir hier, am A**** der Welt, wo Pinguin und Seelöwe sich gute Nacht sagen, so richtig gut...

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