Eine Woche in Vancouver - unser Abschied von Kanada

Einen Monat haben wir nun in Kanada verbracht und uns direkt in das zweitgrösste Land der Welt verliebt. Seine unendliche Weite, die Gelassenheit, die atemberaubende Natur und die Freundlichkeit der Menschen - all das hat uns nach den durchgetakteten Tagen auf dem Kreuzfahrtschiff und dem hektischen New York so gut getan, dass wir sicher sind, dass wir hier nicht zum letzten Mal waren.

 

Die letzte Woche verbringen wir in einem AirBnB in Vancouver. Eine weitere Grossstadt auf unserer Route. Bei unserer Ankunft stöhnt Maël auf dem Rücksitz des Autos auf: "Oh nein, wir sind wieder in New York gelandet." :-) 

 

Die Hochhäuser im Stadtzentrum erinnern wirklich an die amerikanische Betonwüste und doch ist alles anders: Vancouver ist bei Weitem nicht so überfüllt, hat viel, viel Grün und auch wenn es jetzt im Herbst doch empfindlich kalt ist, kommen wir hier in den Genuss der wunderschönen roten Blätter des kanadischen Ahorns. Die Kanadier selber scheinen übrigens eine andere Körpertemperaturregulierung zu haben als wir - anders können wir uns die vielen Flip Flops bei 9°C nicht erklären...

Obwohl ich bei unserer Ankunft in der drittgrössten Stadt Kanadas nach drei Wochen leerer Strassen kurz Panik schiebe, freunde ich mich schnell mit dem Strassenverkehr an. Noch fahre ich ja auf der gewohnten rechten Strassenseite, was in Neuseeland nicht mehr der Fall sein wird. Trotzdem sind schon in Kanada ein paar Dinge anders als daheim: Die Ampeln hängen auf der gegenüberliegenden Strassenseite, auch bei rot darf man (meist) rechts abbiegen und überholen darf man auch auf der rechten Seite. Die Kinder sind ausserdem erstaunt, dass es hier für die Fussgänger keine grüne Ampellichter gibt. Hier läuft man bei weiss und zwar so lange, bis der Countdown abgelaufen ist. 

 

In Vancouver selber gibt es viel zu erleben: Am ersten Tag besuchen wir World of Science - ein Museum, das Schweizer und Schweizerinnen an das Technorama in Winterthur erinnert. Nur ist es noch toller. In unzähligen Bereichen können sich hier Kinder und Erwachsene an technischen und wissenschaftlichen Experimenten versuchen - alles mit einer riesigen Menge Spass. Wir sind froh, dass wir Kinder haben, da man so selber auch mal wieder alles ausprobieren und anfassen darf... ;-) Im Gegensatz zum Technorama hat das World of Science zusätzlich einen Bereich, der extra für Kinder im Alter von 0-5 gestaltet ist. Unsere Mäuse könnten hier wohl tagelang ohne Unterbruch spielen und da wir an einem Tag gar nicht alle Bereiche schaffen, wird schnell ein zweiter Besuch geplant.

Ein weiteres Muss ist ausserdem der wunderschöne Stanley Park, der sich angrenzend an die Innenstadt auf einer Halbinsel erstreckt. Fast der ganze Park ist von einem Regenwald bedeckt, in dem man stundenlang spazieren und die riesigen Bäume bestaunen kann. Ausserdem hat es Seen, Strände und auch ein paar Spielplätze, obwohl der Wald selber eindeutig der spannendste Spielplatz ist. Ein einer Stelle ausserhalb des Waldes stehen verschiedene Totempfähle, die an die ursprünglichen Einwohner - die first nations - des Landes erinnern. Während wir die handgefertigten Kunstwerke bestaunen, werden unsere Kinder plötzlich von einer Horde chinesischer Touristen fotografiert. Wir überlegen uns kurz zu intervenieren, sehen dann aber, dass alle Beteiligten Spass an der ganzen Sache haben und lassen unseren kleinen "Stars" deshalb den kurzen Augenblick im Rampenlicht. Für die Chinesen sind unsere Sprösslinge mit ihren hellen Haaren und den grün-blauen Augen wohl spannender als ein paar Holzpfähle mit historischer Bedeutung... :-)

Einen weiteren Tag verbringen wir im Vancouver Aquarium, das sich auch im Stanley Park befindet. Neben Seehunden, Ottern und einem Delfin können wir hier zahlreiche Fische, Quallen und Frösche beobachten. Maël ist ein weiteres Mal im Paradies und verbringt danach Stunden an seinem "Schreibtisch", wo er all seine Eindrücke in Bildern und Basteleien festhält...

Neben diesen drei Highlights besuchen wir noch den Greater Vancouver Zoo, der jedoch weniger great ist als wir erwartet haben und legen ausserdem einen für uns ziemlich untypischen Shoppingtag ein. Zwei Stunden nach Abfahrt aus dem Banff Nationalpark haben wir nämlich gemerkt, dass wir unsere komplette Schwimmtasche in der Lodge stehen gelassen haben. Auf den ersten Schreck und das kurze Gefluche (ja, ich weiss von wem unsere Kinder das Sch...-Wort haben), rufe ich sofort die Rezeption an, die verspricht die Tasche zu holen und sich dann wieder zu melden. Da kann ja nichts schiefgehen, denke ich blauäugig, denn die nächsten Gäste haben ja noch gar nicht eingecheckt und ich konnte genau beschreiben, in welcher Schublade sich unsere Tasche befindet.

 

In den darauf folgenden Tagen rufe ich mindestens zehn weitere Male an. Neun Mal weiss man immer noch nicht weiter, beim zehnten Mal heisst es dann plötzlich, sie haben die Tasche gefunden. Also organisiere ich euphorisch UPS, die die Tasche abholen und in unser AirBnB nach Vancouver bringen sollen. Drei Tage vor unsere Weiterreise nach Neuseeland kommt die Lieferung endlich an - und besteht aus einem Karton voller einzelner Kleidungsstücke, die ich eindeutig als die Fundgegenstände der letzten zehn Jahre identifiziere. Nun bin ich also stolze Besitzerin zahlreicher einzelner Socken, gebrauchter Unterhosen und löchriger T-Shirts in allen Grössen. Unsere Badesachen sind natürlich nicht dabei - danke Inn of the Rockies... :-( 

 

Ich fluche also zum zweiten Mal (die Male dazwischen zähle ich jetzt nicht...) und dann gehen wir neue Badesachen kaufen. Ausserdem braucht Léan unbedingt neue Kleider. Unser Mäuschen scheint in der weiten Ferne nämlich prima zu gedeihen und wächst und wächst und wächst - während der bald sechsjährige Maël die Badeshorts für Dreijährige braucht, da alle anderen sofort runterrutschen... ;-)

Und so verlassen wir Kanada mit neuen Badesachen, vielen Erfahrungen, einer schon jetzt einsetzenden Sehnsucht und dem Wissen, dass wir irgendwann einmal wiederkommen werden. Und freuen uns gleichzeitig auf Aotearoa - das Land der grossen weissen Wolke, das von der Second Nation New Zealand getauft wurde... Thanks Canada, you're awesome!

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Farina (Sonntag, 13 Oktober 2019 11:44)

    Hallo Alex, erinnerst du dich noch an mich? Neuseeland 2001/02...ich verfolge eure Reise hier ab und zu mit und freue mich schon riesig auf eure Berichte die dann jetzt kommen!!! Weiterhin ganz viel Spaß, Freude und tolle Erfahrungen wünsche ich euch!! Farina

  • #2

    Alex (Sonntag, 13 Oktober 2019 11:58)

    Hey Farina!

    Ja, sicher erinnere ich mich! � Wellington the funky town... � Schön, dass du mitliest - ich freue mich schon soooo auf NZ!

  • #3

    Fabienne (Sonntag, 13 Oktober 2019 18:31)

    Es ist so schön immer wieder von euch zu lesen. Lustigerweise habe ich das Gefühl, dass bei euch die Zeitviel schneller vergeht: Während bei uns eine gefühlte Woche rumgeht seid ihr einen Monat in Kanada.
    Ich freue mich schon von Neuseeland zu hören! Ein Gruss aus der goldherbstlichen Schweiz