Grönland, die Eisberge und Dorian

 

Vor langer, langer Zeit ist ein isländischer Seefahrer in den Westen geschippert und hat dort ein Land entdeckt, das er (um später weitere seiner Landsleute anzulocken) «Greenland» genannt hat. Wir fahren nun dieselbe Strecke von Island nach Grönland und merken von Stunde zu Stunde, dass die Temperaturen sinken und wir in Richtung ewiges Eis fahren. Auch die ersten Einwanderer aus Island müssen die zunehmende Kälte damals bemerkt haben. Am Ziel angekommen ist damals übrigens nur ein Bruchteil der Besatzung...

 

Grönland – neben Island ist dies eines der Länder, auf die wir uns bei unserer Reise mit dem Schiff am meisten gefreut haben. Denn wer hat schon einmal die Chance nach Grönland zu fahren?

 

Geplant ist die Prinz Christian Sund Passage – eine Meerpassage, die direkt am grönländischen Festland vorbeiführt. Obwohl 80% des Landes ganzjährig von Eis und Schnee bedeckt ist, sind die südlichen Küstengebiete im Sommer eisfrei – und genau die können wir uns nun anschauen. 

 

Die ersten Blicke auf Grönland und die Prinz Christian Sund Passage sind beeindruckend: hohe Berge mit schneebedeckten Gipfeln, vom Eis abgerundete Felsbrocken und von Lava geprägte Gesteinsformationen. Und immer wieder ein Gletscher, der direkt bis zum Meer reicht und von dem wir nur wenige Kilometer (die sich jedoch nach viel weniger anfühlen) entfernt sind. 

 

Es ist in dieser Gegend absolut unmöglich Entfernungen und Höhen einzuschätzen, da die Umgebung keinerlei Vergleich ermöglicht: Es hat weder Häuser, Menschen noch Bäume, die für uns eine Referenz bilden könnten. So sind wir jedes Mal von Neuem überrascht, wenn wir erfahren, wie hoch die Berge nun wirklich sind oder wie weit das Ufer momentan entfernt liegt. 

Vor allem die Gletscher sind überwältigend und wir können nicht genug Fotos schiessen. Vor ihnen schwimmen immer wieder Eisberge im Wasser – Brocken, die der Gletscher im Sommer verliert um danach im Winter wieder an Grösse zuzunehmen. Genau diese Eisberge bestimmen hier auch die Schifffahrt. Trotz der erfahrenen Crew haben wir für diesen Abschnitt zwei Eislotsen an Bord, die uns durch das grönländische Gebiet hindurchführen. Ein einziger Eisberg kann die komplette Passage unpassierbar machen oder ein Schiff darin komplett blockieren. Ausserdem muss darauf geachtet werden, eine Kollision zu vermeiden: Eisberge liegen nur zu einem Siebtel über Wasser – die weitaus grössere Masse (sechs Siebtel) befinden sich darunter und bilden für die Schiffe die eigentliche Gefahr. Wer sich an die Titanic erinnert, weiss, was ich meine...


"...vorbei an Bergen aus Eis und Schnee, an schwimmenden Inseln inmitten der See..."

aus "Die Schnecke und der Buckelwal" von Axel Scheffler und Julia Donaldson


Wir haben jedoch Glück: Unbeschadet können wir die Passage durchqueren. Mitten in dieser Meeresstrasse fahren wir sogar an einem kleinen Inuit-Dorf vorbei. Bunte Holzhäuser, in denen komplett abgeschieden ca. 100 Menschen leben. Ihr Alltag ist für uns kaum vorstellbar und doch faszinierend. Sie leben vom Fischfang. Der nächste Ort ist via Luftlinie 100km entfernt, in der Realität jedoch fast unerreichbar. Versorgt werden sie in Notfällen mit dem Schiff (falls die Eissituation dies zulässt) oder mit dem Hubschrauber. Autos und andere Gefährte ausser Boote existieren nicht. Als wir mit unserem riesigen Schiff vorbeifahren, sehen wir auf einem Hügel einen aus unserer Distanz winzigen Menschen, der uns zuwinkt. Die sagenhafte Grösse dieser einzigartigen Landschaft und die absolute Abgeschiedenheit vom Rest der Welt wird uns in diesem Moment so richtig bewusst...


"Die Schnecke, sie sieht das Meer und das Land, die Berge und Täler, den goldenen Sand, sie Starrt in die Welt der Wunder hinein und sagt zu dem Wal: Ich Fühl mich so klein."

aus "Die Schnecke und der Buckelwal" von Axel Scheffler und Julia Donaldson


Eigentlich war ein Halt in Quaqortoq – einem grönländischen Städtchen geplant. Doch Der Hurrikan Dorian zieht uns da einen Strich durch die Rechnung. Obwohl er in der Zwischenzeit schon einiges schwächer ist als zu Beginn, bedeutet er für uns doch eine Gefahr und wir müssen so schnell wie möglich in sicherere Gewässer. Also steuern wir direkt auf Neufundland zu, wo uns sicherlich das nächste Abenteuer erwartet. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Lucia-Kerstin (Sonntag, 08 September 2019 21:22)

    Toll einfach nur toll!!!
    Eure Bilder und auch eure Berichte.
    Ich bin hin und weg und bin gespannt wie es weiter geht!
    Neufundland.....
    Die olle Tante aus dem Schwabenländle

  • #2

    Lukas Ott (Donnerstag, 12 September 2019 20:57)

    Grönland ist spannend. Schade, dass Ihr schon weiterfahren müsst. So verpasst Ihr Sisimiut mit der besten Konditorei Grönlands, Iulissat mit dem Eisfjord .... und und und...
    Viel Spass noch auf Eurer Reise